Die Historie der Industrialisierung ist eine Geschichte tiefgreifender Umbrüche - technischer, wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und politischer Art. Vorausgegangen war die Agrar-Revolution, die ab dem 16. Jahrhundert einsetzte und den Grundstein für die Industrialisierung legte.
Die erste industrielle Revolution im 18. Jahrhundert (Zeittafel) begann in England, getragen durch die Dampfmaschine, mechanische Webstühle und die Fabrikarbeit. Während Großbritannien und später auch Frankreich früh in die industrielle Entwicklung eintraten, war Deutschland zunächst ein wirtschaftlich zersplitterter und technologisch rückständiger Agrarstaat. Erst mit der Einführung von Gewerbefreiheit, Bildungsreformen und einem einheitlichen Zollsystem im 19. Jahrhundert konnte Deutschland rasch aufholen - und sich binnen weniger Jahrzehnte zu einer der führenden Industrienationen entwickeln.
Ein entscheidender Motor der Industrialisierung im 19. Jahrhundert (Zeittafel) war die Wissenschaft: Chemie, Physik, Elektrotechnik und Maschinenbau lieferten nicht nur Innovationen, sondern auch neues Denken in Produktivität und Effizienz. Persönlichkeiten wie Justus von Liebig, Werner von Siemens oder Carl Bosch stehen stellvertretend für den engen Schulterschluss zwischen Forschung und industrieller Anwendung.
Doch Technik allein hätte den Wandel nicht ermöglicht. Es bedurfte stabiler staatlicher und gesellschaftlicher Rahmenbedingungen. Frieden, Eigentumsschutz und Rechtssicherheit waren zentrale Voraussetzungen für langfristige Investitionen, unternehmerisches Risiko und wirtschaftliches Wachstum. Wo politischer Friede herrschte und Verträge galten, konnte Kapital produktiv wirken.
Während der weiteren Industrialisierung im 20. Jahrhundert (Zeittafel) vollzog sich erneut ein gewaltiger Umbruch: Mit Elektrizität, Automatisierung und insbesondere der Mikroelektronik setzte die zweite und dritte industrielle Revolution ein. Der Computer trat seinen Siegeszug in Militär, Wirtschaft und Zivilgesellschaft an. Bis zum Jahr 2000 wandelte sich die industriell entwickelte Welt zur Informationsgesellschaft, in der Wissen, Daten und globale Vernetzung die neuen Produktionsfaktoren wurden.
Diese Entwicklungen markieren nicht das Ende, sondern den Beginn einer neuen Epoche. Sie zeigen zugleich, dass Fortschritt nie nur technischer, sondern immer auch gesellschaftlicher, rechtlicher und geistiger Natur ist.